Fledermäuse
Wald-Wild-Erlebnispfad Station 10
Schaurige Geschichten und Mythen ranken sich um Fledermäuse: Horrorfilme schüren das Gerücht, sie seien angriffslustig und tränken Menschenblut. Dabei sind die in Deutschland lebenden, nachtaktiven Fledertiere Insektenfresser, menschenscheu und vor allem schutzbedürftig und deshalb streng geschützt. Die Population dieser hoch faszinierenden Lebewesen geht aufgrund des Verlusts von Lebensraum und Nahrungsgrundlagen immer weiter zurück. Mit dem Insektenschwund finden auch Fledermäuse immer weniger Nahrung. 14 der in Bayern 25 vorkommenden Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetierarten Bayerns. Zwei Drittel der bayerischen Fledermausarten sind auch in Fürth heimisch. Unter anderem zu ihrem Schutz, wurde der Fürther und Zirndorfer Stadtwald als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat Gebiet ausgewiesen. Diese FFH-Gebiete sind Teil eines europäischen Schutzgebietsnetzes namens NATURA2000, welches sich dem dringend notwendigen Erhalt wertvoller Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräumen verschrieben hat. Innerhalb die FFH-Gebiets „Fürther und Zirndorfer Stadtwald“ steht vor allem das größte Winterquartier des Großen Mausohrs – einer in Kellern und Stollen überwinternden Fledermaus – des mittelfränkischen Beckens im Fokus.
Diese Winterquartiere können neben natürlichen Felsanlagen auch Stollen, Burganlagen oder wie im Fall des Stadtwaldes ein Felsenkeller sein. In diesem verbringen sie jedes Jahr die kalte Zeit geschützt vor Kälte, Nässe, Zugluft und Fressfeinden in Spalten und Ritzen. Beim Winterschlaf der Fledermaus handelt es sich eigentlich gar nicht um einen Schlaf. Viel mehr verfallen die Tiere in einen lethargischen Zustand, in dem sie jedoch noch registrieren können, was in ihrer Umgebung vor sich geht. Wichtige Lebensfunktionen wie die Atemfrequenz, der Herzschlag und der Stoffwechsel sind allerdings sehr stark reduziert, um Energie zu sparen und ihre Kräfte zu schonen. Daher hängen sie im Winterquartier häufig eng zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Die nachtaktiven Insektenfresser müssen bei einem Körpergewicht von – je nach Art – nur 5 bis 30 Gramm von Oktober bis April ohne Nahrung auskommen, zehren in den kalten Monaten von ihren Fettreserven und verlieren üblicherweise bis zu einem Drittel des Körpergewichtes. Störungen des gemütlichen Winterschlafs und insbesondere das Aufwachen können gefährlich für die Flugtiere sein. In einer Stunde, die sie im Winter wach verbringen, verbrauchen sie so viel Energie wie sonst innerhalb einer ganzen Woche Winterschlaf. Daher ist es äußerst wichtig, die Tiere im Winter und ihre Winterquartiere möglichst in Ruhe zu lassen. Das Mikroklima des Winterquartiers ist entscheidend für den Überwinterungserfolg der Fledermäuse.
Um die Fettreserven nicht zu schnell aufzubrauchen, meiden sie zu warme und zu kalte Winterquartiere. Damit die Tiere nicht austrocknen ist neben der richtigen Temperatur eine hohe Luftfeuchtigkeit essentiell. Im Fürther Stadtwald konnte sich der Fledermausbestand im Vergleich zu 1993 unter anderem durch die Unterschutzstellung erfreulicherweise verbessern. Den Erhalt dieses Winterquartiers und der Einfluglöcher mitsamt seines Mikroklimas hat man so sicherstellen können. 2020 haben Expertinnen und Experten sechs verschiedene Arten mit einer Individuen-zahl von 110 erfasst. Zum Vergleich: 1993 waren es fünf Arten und 74 Tiere.
Der Winterschlaf endet meistens zwischen Mitte März und Anfang April. Auch für das Erwachen aus ihrer Winterlethargie benötigen die Fledermäuse wieder viel Energie. Daher leiden die Tiere auch besonders, wenn es außergewöhnlich harte oder lange Winter gibt. Was an Energiereserven verbleibt, müssen die Tiere im Frühjahr beinahe vollständig fürs Aufwachen verwenden, um ihre Körper wieder auf Normaltemperatur aufzuheizen.
Unser Wald bietet Fledermausarten, wie zum Beispiel der Bechsteinfledermaus, Wasserfledermaus, Fransenfledermaus oder dem Braunen Langohr Unterkunft und Jagdmöglichkeiten.
Im Sommer vertilgen Fledermäuse Unmengen von Insekten und tragen so zum natürlichen Gleichgewicht der Arten bei. Durch die Jagd auf Insekten und Spinnentiere erfüllen sie eine wichtige Funktion im Naturhaushalt: Eine einzige Wasserfledermaus frisst in einem Sommer bis zu 60.000 Mücken – das kommt auch dem Menschen zugute. Die Jungenaufzucht erfolgt in sogenannten Wochenstuben. Das sind Gruppen von Weibchen, in denen sie ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Angesiedelt sind diese Kolonien vor allem an Gebäuden, zum Teil aber auch an Bäumen. Um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten, fressen sich die Tiere im Herbst einen großen Fettvorrat an. Bei gesunden Fledermäusen beträgt diese Fettreserve etwa ein Viertel ihres Körpergewichts.
Haben Sie eine verletzte Fledermaus gefunden? Es gibt eine Aufzuchtstation in Burgfarrnbach, sowie einige Ansprechpartner, die Ihnen weiterhelfen können:
- Fledermaus Experte der LBV Kreisgruppe Fürth Ralf Hufnagel unter 0911 / 74 83 40
- Bettina Cordes, 0911-552185, Email: budcordes@t-online.de
- Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Fürth
- Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Fürth
Nähere Informationen zum Artenhilfsprogramm Fledermaus des Bayerischen Landesamt für Umwelt findet ihr hier:
https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprogramme_zoologie/fledermaeuse/index.htm