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Von den Anfängen
Schon früh ist der Stadtwald besiedelt worden. Erste Funde von dort lassen sich auf etwa 50.000 v. Chr. datieren. 1976 fand man einen Schuhleistenkeil, ein Gerät zur Holzbearbeitung, das aus der Jungsteinzeit (etwa 5. Jahrtausend v. Chr.) stammt.
Den klassischen Fürther Stadtwald bildet die „Fürberg“, das Waldgebiet westlich von Oberfürberg, mit einer Fläche von rund 440 Hektar. Der Name geht wahrscheinlich auf das althochdeutsche „foraha“ (Föhre) zurück.
Um die Nutzung des Gebiets stritten sich die benachbarten Gemeinden über Jahrhunderte. Fürth besaß wohl die ältesten Rechte am Wald, konnte dies jedoch nicht urkundlich belegen. Auseinandersetzungen mit den Nachbarn aus Ober- und Unterfarrnbach und Atzenhof standen daher auf der Tagesordnung.
Wichtige Jahreszahlen
1024 | Erstmalige Nennung des Waldes. Der Bamberger Bischof Eberhard erlaubt, dort Bienenstöcke aufzustellen. |
1385 | Der Name „Fürberg“ taucht zum ersten Mal auf. Anlass war ein Streit mit den Zirndorfern um eine Viehweide. |
1526 | Weiterer Streit mit Zirndorf. Urteilsspruch: Fürth muss die Grenzsteine zurücksetzen und den Zirndorfern zu bestimmten Zeiten Viehweide und Holzentnahme gestatten. |
1632 | Schlacht an der Alten Veste zwischen Wallenstein und König Gustav Adolf. |
1698 | Erneut Waldstreit. Banderbach klagt um Eigentumsanteil an der Fürberg, verliert aber den Prozess, weil es die Ansprüche nicht beweisen kann. |
1716 – 1777 | Große Waldstreitigkeiten und -prozesse. Höhepunkt: Die „Farrnbacher Ochsen- und Wagenpfändung“. Fürth verliert den Korporationswald an die Nachbargemeinden. |
1923 | Durch Eingemeindung von Unter- und Burgfarrnbach kommt der Korporationswald an die Stadt zurück. |
1957 | Der Stadtrat beschließt, den Stadtwald aus der forstlichen Bewirtschaftung herauszunehmen und ihn zu einem Naturpark umzugestalten. |
1968 | Die Stadt kauft den Waldbesitz der Graf-Pückler-Limpurg-Stiftung, rund 150 Hektar, an. Damit geht auch das Burgfarrnbacher Schloss in Fürther Besitz über. |
1976 | Der Stadtwald wird zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. |
1985 | Ausweisung zum Bannwald. Damit wurde sichergestellt, dass der Stadtwald in seiner jetzigen Größe erhalten bleibt. |
Die Sage
Der Sage nach haben ein oder mehrere Burgfräulein den Fürthern ihren Wald geschenkt. Die nachfolgende Fassung stammt aus dem Buch „Das Ökosystem Wald“ von Karl Albert:
Auf der Alten Veste (andere sagen: in der Burg in Altenberg) haben vor langen Zeiten zwei Ritterfräulein von Berg gewohnt. Sie gingen am Sonntag immer in die Kirche von Zirndorf. Als sie verhutzelt und vor Alter schon ganz krumm waren, da sind sie oft von jungen Zirndorfern ausgelacht worden, wenn sie zur Kirche kamen. Die Ritterfräulein haben sich über dieses dumme Gelächter und Gespotte recht geärgert; das kann sich jeder selbst denken. Sie haben sich daher überlegt, wie sie die Zirndorfer bestrafen könnten.
Die beiden Fräulein von Berg besaßen den großen Wald, die Fürberg. Den haben die Zirndorfer gern aufgesucht, um sich Holz, Steine und Lehm daraus zu holen. Nun sagten die Fräulein von Berg: "Wenn wir gestorben sind, soll der Wald den Fürthern gehören."
Seitdem gehört den Fürthern die "Fürberg". Dass sich die Zirndorfer über die beiden Fräulein von Berg sehr geärgert haben, kann man sich denken.
Die Farrnbacher Ochsen- und Wagenpfändung
60 Jahre lang stritten die Fürther mit ihren Nachbargemeinden um die Nutzungsrechte am Wald. Im Jahr 1742 eskalierten die Streitigkeiten. Die Bauern aus Ober- und Unterfarrnbach sowie Atzenhof wollten ihre Ansprüche gewaltsam durchsetzen.
Mit 18 Wagen und beinahe 200 Mann kamen sie in die Fürberg und versuchten, Streu zu erbeuten. Dort trafen sie auf die Fürther, die das nicht zulassen wollten. Es kam zu einer blutigen Auseinandersetzung, in deren Verlauf die Fürther den Farrnbachern und Atzenhofern mehrere Ochsen, Pferde und Wagen pfändeten. Sie stellten sie in Fürth in zwei Gasthöfen unter, wo sie auch verpflegt wurden. Nur gegen Bezahlung für diese Zwangsversorgung sollten sie die rechtmäßigen Eigentümer zurückerhalten. Die sahen das aber nicht ein und weigerten sich, für ihr Hab und Gut zu zahlen. Da man sich nicht einigen konnte, verkauften die Fürther schließlich alles mit Verlust, um ihre Unkosten zu decken. Auf Gerichtsbeschluss mussten sie letztendlich auch noch den entstandenen Schaden ihren Nachbarn ersetzen.
Der Korporationswald
1777 beendete ein Vergleich die Streitigkeiten um die Nutzungsrechte am Wald. Fürth verlor ein gutes Drittel des Waldes, den sogenannten Korporationswald. Damit bezeichnet man die Gebiete „Lehmgrube, Winterrangen, Sommerrangen und Pfalzwiese“. Diesen Teil musste die Stadt an die Nachbargemeinden Ober- und Unterfarrnbach sowie Atzenhof abtreten. Erst 1923, im Zuge der Eingemeindung, ging der Korporationswald wieder an die Stadt Fürth zurück.
Grenzen und Grenzsteine
Die Grenzsteine erzählen von der bewegten Vergangenheit des Stadtwalds. Sie spiegeln die wechselnden Besitzverhältnisse wider, die durch die Streitigkeiten mit den Nachbargemeinden entstanden waren. Oft wurde der Wald vermessen und seine Grenzen neu mit Grenzsteinen markiert.
Die ältesten dieser Steine stammen aus dem 18. Jahrhundert, einige aus der Zeit, in der Fürth den Korporationswald an die Nachbargemeinden abtreten musste. Die Grenzsteine tragen Jahreszahlen und unterschiedliche Signaturen:
HMF | für Hofmark Fürth. Als Wappen der Hofmark ist ein dreiblättriges Kleeblatt in unterschiedlichen Ausführungen dargestellt. In abgewandelter Form existiert es noch heute im Wappen der Stadt Fürth. |
OUFGW | für den Ober- Unterfarrnbacher Gemeindewald |
ZD | für den Gemeindewald Zirndorf |
Wer mit wachen Augen durch den Wald geht, kann diese Steine noch finden.
Weitere Informationen und Wandervorschläge entlang der alten Grenzen bietet das Buch „Grenzen und Grenzsteine“, von Dr. Karl Röttel, erschienen im Polygon-Verlag im Jahr 2000 (ISBN-10: 3928671278).